Mae (I, Venezien)

Die Mae ist das mental Eindrucksvollste, Belastenste was wir bisher gefahren sind. Ich kann die Eindrücke in der teilweise keine 2 m breiten Klamm nur als 'kathedral' bezeichnen. Durch die steilen, oft überhängenden Felswände wird jedes Geräusch auf ein Vielfaches verstärkt. Hinter jeder Biegung, man kann nur schwer anlanden, vermutet man einen hohen Fall, doch es kommt nichts. WW-mäßig höchstens III.
Die Einstiegstelle ist nur sehr mühsam zu erreichen, in der Klamm ist sofort nach dem Start eine unfahrbare Stelle, die recht mühsam zu umtragen ist.
Ein Fischer warnte uns vor dem oft unerwarteten und unangekündigtem Fluten der Mae durch die Staudammbetreiber, das Wasser soll dann 'schlagartig' um 6 m (?) steigen, unbedingt oben Bescheid geben (er nannte unsere Fahrt bodenlosen Leichtsinn!!).
Ein Entkommen aus der Klamm ist absolut unmöglich!
Die Einstiegstelle wird am einfachsten erreicht, wenn man an der Hängebrücke vor Longarone hält, über diese Brücke geht und daran anschliessend die Boote ca 500 m flußaufwärts schleppt. Direkt an der ersten Steinbrücke über einen 'Zufluss' gehts dann rechts durch die Büsche steil runter.

Achtung: Auf gar keinen Fall den Weg am rechten Hochufer mit dem Auto befahren. Er wird bis auf 2 m schmal!! Es gibt bald keine Stelle mehr zum Wenden, Parken, oder Ausweichen. Mit großen Autos (Ducato oä.) kommt man auch nur gerade über die Brücken (2 m breit!!!)!


Von Oben

Start

Umtragung

Klamm

Klamm

Von Unten

Vorzügliches Essen gibt es bei dem von uns so genannten Zickleinwirt (korrekt: bar trattoria MEZZO CANALE da Ninetta) ein paar km oberhalb der Hängebrücke einsam an der 251 gelegen. Der Wirt spricht brauchbar Deutsch und Englisch, seine Küche ist spitze! Wer es mag Zicklein oder Fohlen, echt klasse. Wenn man Glück hat sogar am offenen Kamin im alten Schankraum.

Wenn man hier an der Mae ist sollte man nicht versäumen Richtung Erto zu fahren. Hier in Longarone fand ja 1963 eine der größten Katastrophen durch falsch eingesetzte Wasserkraft der Menschheitsgeschichte statt, an die am Staudamm des (ehemaligen) Lac Vajont erinnert wird.

Die Katastrophe von Vajont und die Zerstörung von Longarone

Am Abend des 9.10.1963 starben in Longarone durch eine Druckwelle ca. 2600 Menschen. Sekundenbruchteile später brach eine 70 m hohe Wasserwand über den Ort herein um sich dann todbringend das Piavetal hinabzuwälzen. Das Wasser brauchte ca 8 Minuten um wieder aus Longarone abzufließen.
300 Millionen Kubikmeter Gestein, ein ganzer Berghang in der Fläche von 1,8 Quadratkilometer, rutschten mit über 100 km/h in den Großspeicher Lac Vajont. Die Gesteinsmassen verdrängten das Wasser und warfen es in Form einer ca 140 m hohen Ringwelle gegen die Ufer des Sees. Sie richtete Verwüstungen im 4 km entfernten Erto und dem 250 m höher gelegenen Casso an.
Eine 100 m hohe Wasserwand floß über die Staumauer und krachte in die Schlucht. Von dort schoß das Wasser wie durch eine Düse auf das 1,8 km entfernte Longarone. Die Flutwelle trat mit einer Wucht von 200.000 bis 300.000 Kubikmeter pro Sekunde aus der Schlucht.
Auch nach den damaligen (1956) geologischen Kenntnissen hätte man an dieser Stelle niemals einen Stausee bauen dürfen. 1960 begann die Befüllung des Sees. Damals traten bereits die ersten Bergrutsche auf, es wurde trotzdem weiter gestaut!
Quelle ua.: Peter Dinter 'Wildwasserspezialitäten Italiens, Alpen&Apennin'.


Lac Vajont

Stausee

Düse

vorher

nachher